opera lounge Emanuele D’Aguanno mit einem Debütrecital bei Capriccio – Luce ed ombra Ingrid Wanja

Auch in Deutschland kein ganz Unbekannter mehr ist der Tenor Emanuele D’Aguanno, sang er doch in München den Egeo in Mayrs Medea in Corinto und den Arturo in Lucia di Lammermoor. In kleineren italienischen Opernhäusern oder beim Festival von Glyndebourne wurde er auch schon mit den großen Partien wie Duca oder Alfredo betraut. Das Cover seiner bei Capriccio in der Reihe Première Portraits erschienenen Capriccio-CD zeigt einen jungen Mann eher angelsächsischem Typus‘, und auch die Stimme hat nicht den solaren Glanz, den man sich von einem italienischen Tenor dieses Fachs erwartet, sondern besticht eher durch eine perfekte Technik, eine schöne Geläufigkeit des Singens und eine angenehme Gefälligkeit, was bei einem Lehrer wie William Matteuzzi kein Wunder ist. Bei diesen Gaben verwundert es auch nicht, dass der Sänger Preisträger des Wettbewerbs „Toti dal Monte“ in Treviso ist, was ihm die Rolle des Paolino in Cimarosas Il matrimonio segreto eintrug. Dieses Repertoire dürfte auch das der Stimme angemessenste sein, weil es deren Vorzüge herausstellt, ohne die (noch) fehlenden Charakteristika zu betonen

Die vorliegende CD bietet dem Hörer Canzonen von Bellini, Donizetti und Rossini, eine glückliche Wahl und vorzüglich begleitet von keinem Geringeren als Charles Spencer. Der leichte, sanfte Tonansatz des Tenors weiß die sentimentale Anmut von Stücken wie Malinconia oder Vaga luna mit großer Stilsicherheit und einer exemplarischen Diktion dem Hörer nahe zu bringen, und in ebenfalls Bellinis Per pietà weiß er auch vokal entschiedener zuzupacken. Außerdem spricht die große Stilsicherheit für seine Darbietung.
Donizettis dramatischerem È morto fehlt etwas der vokale Biss, klingt die Höhe etwas dünn, besser gelingt Eterno amore mit seiner feinen Stimmungsmalerei und atmosphärischen Dichte. Insgesamt vermittelt der Tenor eher ein Lamento, als dass er tragisch umflort klingt. Übermütiges wie Doinzettis Il barcaiolo könnte mehr Temperament, Rossini, der mit vier Stücken vertreten ist, mehr Prägnanz vertragen